Skandalös, was sich in der Herforder DITIB-Moschee abgespielt hat!

NW, 12.04.2018: Kinder marschieren im Kampfanzug
Verstörende Aufnahmen: Ein Video aus der Herforder Moschee des türkischen Vereins Ditib wirft Fragen auf. Von Jobst Lüdeking

Herford. Es sind Aufnahmen, die Fragen aufwerfen und verstörend wirken. Gekleidet in Uniformen mit türkischen Fahnen paradieren kleine, vielleicht vier bis sieben Jahre alte Jungen mit Spielzeugwaffen zu Musik durch einen Raum. Beim Antreten rufen sie militärische Kommandos und salutieren. Dann wiederum liegen einige - offenbar als gefallene Soldaten - unter einer türkischen Fahne.

Die Videoaufnahmen sind offenbar vor Kurzem in Herford in der Moschee des türkischen Moschee-Vereins Ditib entstanden. Parallel zu den Aufnahmen wurden Fotos der Aufführung im Internet auf Facebook veröffentlicht (siehe Foto) - inzwischen aber wohl zum Teil wieder gelöscht.

"Die Entscheidung für die Aufführung ist vom Elternbeirat getroffen worden und die Aufführung ist auch von ihm gestaltet worden", erklärt das Herforder Ditib-Vorstandsmitglied Aydin auf Anfrage am Telefon. Der Vorstand sei in das Programm nicht eingebunden gewesen und habe auch nichts davon gewusst.

»Aufführung sorgte in der Gemeinde für Kontroversen«

Die Aufführung sei auch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Innerhalb der Gemeinde sei aber überaus kontrovers über die Aufführung diskutiert worden.

Tatsächlich, so Aydin weiter, beziehe sich die Aufführung auf einen militärischen Sieg in Zusammenhang mit dem türkischen Staatsgründer Atatürk (Mustafa Kemal Pascha).

Hintergrund ist offenbar die sogenannte Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg vor 103 Jahren, in der die Truppen des mit Deutschland verbündeten Osmanischen Reiches britische, australische, neuseeländische sowie französische Einheiten zurückschlugen. Damit wurde die von den Alliierten anvisierte Eroberung Konstantinopels, dem heutigen Istanbul, verhindert.

Die Schlacht in den Jahren 1915/16 war ein blutiger Kampf. Die Hälfte der eingesetzten Soldaten kam ums Leben oder wurde verwundet. Es ist ein Tag, an dem es in der Türkei in vielen Familien nicht unüblich sei, dass Kinder in Uniformen zu sehen sind, so eine Türkei-Kennerin gegenüber der NW.

Der CDU-Kreisvorsitzende Tim Ostermann, der die Aufnahmen ebenfalls erhielt, hatte den Herforder Moscheeverein der Ditib angemailt, aber bisher keine Antwort erhalten. "Ich finde es hochproblematisch, dass Kinder instrumentalisiert werden. Das widerspricht eklatant jedem Versuch der Integration.

Vielmehr ist so etwas ein typisches Zeichen für eine Parallelgesellschaft. Staat und Gesellschaft müssen alles geben, um so etwas zu verhindern", so der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Union.

Der Verband

Die Ditib - die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion - hat enge Verbindungen zur türkischen Regierung. Sie steht unter Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für religiöse Angelegenheiten.

Seinen Sitz hat die Ditib in Köln. Von hier aus werden die angeschlossenen Moschee-Gemeinden betreut.

Die Imame dieser Moscheen werden an staatlichen Hochschulen in der Türkei ausgebildet und nach Deutschland geschickt. Bezahlt werden sie vom türkischen Staat.(Wiki.)

Kommentar: (K)ein Kinderspiel
Von Jobst Lüdeking

Kinder, die in Uniformen paradieren, sind in den Auslandsnachrichten des Fernsehens aus dem Nahen Osten kein ungewöhnliches Bild. Dass aber Knirpse in Herford zu einer Schlacht an den Dardanellen im Tarnanzug exerzieren, wirkt dagegen überaus verstörend.

Verstörend vor allem deshalb, weil neben den innenpolitischen Vorgängen in der Türkei aktuell die Militäraktion gegen die Kurden in Nordsyrien läuft. Verstörend auch deshalb, weil unlängst der türkische Präsident - ein kleines uniformiertes Mädchen im Arm - von deren Märtyrertod redete. Und immerhin steht Erdogans Religionsbehörde de facto hinter dem Verein Ditib.

Und verstörend auch deshalb, weil sich die Eltern der Kinder dies offensichtlich nicht im Geringsten bewusst gemacht, nicht für wichtig genommen oder aber dieser Politik geradezu zugestimmt haben.

Dass die Schlacht und der Sieg von Gallipoli für die Geschichte der Türkei und das Geschichtsverständnis vieler türkischstämmiger Menschen wichtig ist, steht hingegen außer Frage.

Vielleicht kann man angesichts der 100.000 Toten und 250.000 Verwundeten der Schlacht dann aber darauf eingehen, dass Krieg nun mal kein Kinderspiel ist.

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